Antanas Sutkus. KOSMOS
7. September 2019 bis 26. Januar 2020
Vernissage: 6. September, 19 Uhr
ZEPHYR – Raum für Fotografie, Mannheim
zu Gast im Museum Zeughaus
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim
All images © Antanas Sutkus
KOSMOS ist die erste umfassende Retrospektive des litauischen Meisterfotografen Antanas Sutkus in Deutschland. Mit gut 200 Arbeiten, von denen viele erstmals gezeigt werden, bietet die groß angelegte Ausstellung eine überraschende Neubewertung seines vielfältigen Œuvres. KOSMOS wurde im vergangenen Jahr erstmals in der Nationalgalerie in Vilnius gezeigt und ist ein Geschenk der Länder Frankreich und Deutschland zum 100. Geburtstag der Wiedergründung der Republik Litauen.
Im Kalten Krieg und unter sowjetischer Herrschaft war das Unterfangen von Antanas Sutkus kühn und weder von der Obrigkeit noch von der Kunstbürokratie gewollt: Denn sein Bild von den Menschen und der Gesellschaft entsprach so gar nicht der sowjetischen Idealvorstellung, denn es zeigte mitunter auch die Widrigkeiten des alltäglichen Lebens und beobachtete dessen bescheidene Freuden.
KOSMOS zeigt Straßen- und subtile Alltagsszenen. In ihnen befinden sich die Figuren in vollkommen natürlicher Haltung in ihrem ganz normalen Leben, abseits aller Aufregungen. Gezeigt werden Junge und Alte, Kinder und Arbeiter, Künstler wie Bauern, Stadt und Land, Moderne, Tradition, Abschied und Begegnung, Verkehr, Langeweile oder einfach nur der Regen. Die Schönheit der Bilder von Antanas Sutkus bezaubert: Denn alle und alles haben ihren Platz in seinem Kosmos Litauen, der für uns im Westen, in jenen Tagen der sowjetischen Besatzung vor 1990, beinahe so schwer erreichbar war wie der Mond.
ANTANAS SUTKUS (*1939)
Dass der litauische Meisterfotograf erst in den letzten Jahren entdeckt, mit Auszeichnungen wie dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie geehrt wurde und nun im Steidl Verlag publiziert wird, liegt vor allem daran, dass Litauen bis 1990 tief hinter dem Eisernen Vorhang lag.
In diesem Sommer wurde Antanas Sutkus 80 Jahre alt. Sein Werk ist von Eleganz, kritischer Distanz sowie Menschenfreundlichkeit geprägt. Vor allem aber sind seine Bilder schlicht und einfach sehr „schön".
Dabei hinterließen vielfältige Herausforderungen Spuren in seinem Werk: Sei es die Kindheit in der malerischen litauischen Landschaft, der frühe Freitod des Vaters in den Kriegsjahren, die verzweifelte Suche nach Wahrheit in der Schule, knochenharte Arbeit im Moor, die christliche Erziehung durch die Großeltern und die Leiden der Tuberkulose. Dennoch bewahrte Antanas Sutkus auch in den dunkelsten Momenten des Lebens und seines Landes Menschlichkeit. Seine Bilder gaben den Bewohnern Litauens und deren Leben ein Gesicht. Mit Beginn der späten 1950er-Jahren bildete er seine Mitbürger vor allem in seinem Hauptwerk ,,Menschen aus Litauen" so eindrücklich ab, dass uns die Bilder bis heute berühren.
Seit Antanas Sutkus 2001 ein Hasselblad-Stipendium zur Aufarbeitung seines Archivs erhielt, beschäftigt er sich mit kaum etwas anderem. Jeden Tag hebt er neue Schätze aus den Tiefen seines 700.000 Negative umfassenden Bildbestands. Und er denkt über die Rolle der Fotografie und seine eigene nach.
Während der Ausstellung bei ZEPHYR ist die Publikation erhältlich:
Antanas Sutkus. Planet Lithuania
Hg. von Thomas Schirmböck
Mit einem Text von David Campany
272 Seiten, gebunden
English / Deutsch / Französich / Litauisch
Steidl Verlag, Göttingen 2018
38.00 Euro