
Mario von Bucovich Fotografien 1925–
Berlin, Paris und anderswo –
Mario von Bucovich (1884–1947) war in den 1920er- und 1930er-Jahren ein international erfolgreicher Fotograf. Trotzdem geriet er nahezu in Vergessenheit – nicht zuletzt wegen seiner rastlosen Lebensweise und den persönlichen und politischen Umbrüchen seiner Zeit. Bis zur Wiederentdeckung seines Nachlasses in einer Garage in Mexiko-Stadt vor wenigen Jahren war nicht einmal sein Todesdatum bekannt, er galt als verschollen.
Geboren in Pola, Istrien (heute Kroatien) und ausgebildet als Ingenieur, entschied sich Bucovich erst mit 41 Jahren für die Fotografie als Beruf. 1925 übernahm er das Atelier des bekannten Fotografen Karl Schenker in Berlin und etablierte sich rasch in der Fotografieszene der Stadt. Früh zeigte sich sein Gespür für das Bild der modernen Großstadt: präzise Architekturen, flüchtige Momente, urbane Bewegung. Bereits 1928 publizierte er zwei große Fotobände zu Berlin und Paris – beide eindrucksvolle Porträts pulsierender Metropolen, mit je 256 Aufnahmen. Seine fotografische Handschrift bewegte sich dabei stets zwischen dokumentarischer Genauigkeit, visueller Neugier und einer Suche nach dem besonderen Bild.
Bucovichs Weg führte ihn über Berlin und Paris weiter auf die Balearen, nach London, in die USA und schließlich nach Mexiko, wo er 1947 starb. Die Ausstellung folgt dieser Bewegung: Größtenteils chronologisch, werden Bucovichs Stationen, Themen und Arbeitsweisen in exemplarischen Kapiteln sichtbar gemacht. Dazu zählen seine städtischen Streifzüge ebenso wie seine Porträts berühmter Persönlichkeiten wie Marlene Dietrich, Elisabeth Bergner und Leni Riefenstahl, seine Auftragsfotografie für den expandierenden Zeitschriftenmarkt, die Industrieaufnahmen für die BASF und die Werbefotografie für den beginnenden spanischen und mexikanischen Tourismus. Seine Aufnahmen zeigen Menschen, Metropolen und Maschinen – mit einem Blick, der sich nie in reiner Repräsentation erschöpft.
Die Ausstellung präsentiert über 200 Werke – darunter zahlreiche Vintage Prints – sowie alle fünf von Bucovich publizierten Fotobücher. Ergänzt durch dokumentarische Materialien, Zeitschriftenbeiträge und persönliche Spuren entsteht so ein vielschichtiges Bild eines Fotografen, der sich zeitlebens zwischen Kunst, Auftragsfotografie und Werbung bewegte – und dessen Werk heute neu zu entdecken ist.
Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag bis Sonntag & Feiertage 10 bis 18 Uhr
Mittwoch 10 bis 20 Uhr; jeden 1. Mittwoch im Monat 10 bis 22 Uhr
Montag geschlossen
Website Kunsthalle Mannheim
Fotos
Mario von Bucovich, „Marlene Dietrich“, 1929,
Deutsche Kinemathek – Marlene Dietrich Collection Berlin.
Mario von Bucovich, „French Casino”, New York, 1937, Vintage
Print, Nachlass M. v. Bucovich, Sammlung Köhn.
Mario von Bucovich, „Passage“ (S. 5 aus dem Buch „Berlin“, Berlin 1928), vor 1928,
Kunsthalle Mannheim.