Bildzirkulation bei André Malraux, Walter Benjamin und in sozialen Netzwerken
Als der politische Widerstandskämpfer und späterer Kulturstaatsminister André Malraux seinen Text »Das imaginäre Museum« (1947) schrieb, hatte er nicht weniger als die Neuordnung der traditionellen Künste durch fotografische Reproduktionen im Blick. Er entwickelte damit eine These weiter, die schon Walter Benjamin in seinem »Kunstwerkaufsatz« (1936) formuliert hatte, in dem die technische Vervielfältigung von Bildern als Prozess eines grundsätzlichen Wertewandels innerhalb der Gesellschaft beschrieben wurde.
Auch heute setzt die fotografische Reproduktion und Zirkulation durch soziale Netzwerke eine Neustrukturierung der sichtbaren Welt in Gang, die sowohl von utopischen als auch apokalyptischen Vorstellungen der Partizipation und Bilderflut begleitet wird. So ist für die Präsenz der Bilder in der Gegenwart noch nicht entschieden, ob das von Ernst Bloch prominent diskutierte „Noch-Nicht“ der utopischen Möglichkeitsformen ein „Laboratorium des möglichen Heils“ bringt oder wir im Bilderstrom fortgerissen werden.
Biobib
Dr. Katja Müller-Helle ist seit September 2019 Leiterin der Forschungsstelle »Das technische Bild« an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie war von 2013 bis 2019 Postdoktorandin in der Kollegforschergruppe »BildEvidenz. Geschichte und Ästhetik« an der Freien Universität Berlin. 2014-2015 und 2018 war sie Fellow am Getty Research Institute in Los Angeles. Katja Müller-Helle ist Mitherausgeberin der »Bildwelten des Wissens. Jahrbuch für Bildkritik«.
Eintritt: 5 €, ermäßigt 2, 50 €
Foto: ©Teresa Marenzi und Daniel Bachler, IconoclashPhotography